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05. Februar 2012

Heuschrecken beißen auch in der Wüste

Ob lustwandelnd in Paris (2010), völlig losgelöst im Weltall (2011) oder aktuell auf Kamelen durch den Orient reitend: Triers größte und älteste Karnevalsgesellschaft Heuschreck punktet mit Satire, Biss, Stimmung und Showtanz.

Trier. Man kann über Triers Politiker sagen, was man will: Manche von ihnen haben Mumm. Als Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Ulrich Dempfle, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat, zur Premierensitzung der KG Heuschreck in der vollen Europahalle Platz nehmen, können sie allenfalls ahnen, was auf sie zukommt. Traditionell gibt\'s bei den Heuschrecken politisch eins auf die Mütze, und gerade die Baudezernentin stand im vergangenen Jahr oft im Rampenlicht. 

Doch beim Heuschreck schießt man nicht gleich aus allen Rohren. Die Vorfreude lässt viele Besucher rund um Tisch sechs immer wieder neugierig zum christdemokratischen Kollegenpaar blicken. Dieses kann zunächst durchatmen. Die von den Irscher Burgnarren kommende Pratzbähnt ist der erst Höhepunkt der unter dem Motto "1001 Nacht" stehenden Sitzung: Die Jungs machen partytaugliche Blasmusik, ihre Version von Tim Toupets Fliegerlied lässt die Hallenwände wackeln. Dann kommt Harald Reusch. Der Mediziner und Heuschreckpräsident nimmt als Aladin die große Politik aufs Korn. Der Mann ist wie immer ein Phänomen. Ohne Manuskript wandert er sinnierend über die Bühne und setzt seine Pointen so präzise wie ein Fechter seine Attacken. "Die Grünen haben eigentlich nur drei Probleme." Pause, Blick ins Publikum. "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."
Vielleicht wird\'s ja gar nicht so schlimm, könnten Dempfle und Kaes-Torchiani in diesem Moment denken. Doch, wird es. Denn nach der großartigen Heuschreckgarde kommt der Heuschreckchor - der Alptraum jedes Politikers. Populäre Melodien und tödliche Texte sind sein Markenzeichen. "Eine Mark für Klausi, denn Klausi kann nicht zahlen." Ein Gruß an OB Klaus Jensen, der kein Gast der Premierensitzung ist. Dann ist Kaes-Torchiani dran: "Eine Frau wie ein Tsunami", singt der Chor und lässt Dempfle klagen, die CDU-Wähler liefen ihm scharenweise weg. "Kein Wunder bei diesem Drachen." Chapeau für die Baudezernentin: Die als streitbar bekannte Dame nimmt den Spaß als solchen und lacht mit.
Den politisch versierten Experten des Wortwitzes wie Reusch und Dieter Lintz, der zum vierten Mal in der Maske des Trierer Schalks Franz Weißebach die Kommunalpolitik auseinandernimmt, stehen absolute Ulknudeln wie Helmut Leiendecker und der urkomische Rainer Lübeck als Haremswächter zur Seite. Tenor Thomas Kiessling leitet die Schunkelrunden und stürzt im Überschwang fast vom Tisch. Die Tempeltänzerinnen des Heuschreckballetts und die Leiendecker Bloas geben der Show die Partyelemente. Am Ende tanzen die Gäste, auch das CDU-Paar am Tisch sechs macht mit. jp
Die Akteure: Kindergarde, Mehringer Winzerkapelle, Stadtgarde Augusta Treverorum, Eurener Kobengarde, Prinzessin Miriam I. und Prinz Ralf II., Andrea Ley, Heuschreckchor (Leitung Stephan May), Ewald Schuh, Heuschreckballett (Leitung Reveriano Camil), Alexander Houben (Sitzungspräsident).


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