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20. Dezember 2010

Weihnachtsfeier für Bedürftige

Ein reichhaltiges warmes Essen, Wein und Bier, Taschen mit einem Präsent, Eintracht-Eintrittskarten und fetzige Musik: Ein Trierer Spender hat zum zweiten Mal im Moselstadion eine Weihnachtsfeier für Obdachlose spendiert. 80 Leute genossen die Einladung zum Fest, bei der die Band Inner child und die Leiendecker Bloas ohne Honorar mitmachten.

Trier. Schmal ist Volker geworden. Der als "Eremit von Trier" bekannte Obdachlose wohnte jahrzehntelang im Felsener Felsen, musste seine Behausung im März räumen und wollte eigentlich auf den Jakobsweg gehen. Nun ist er doch in Trier geblieben und einer von denen, die im Zelt im Moselstadion Weihnachten feiern.

Wie kommt er bei der Kälte jetzt zu Rande? "Ein Bullerofen heizt mir Ziegelsteine, die ich dann ins Bett lege", erklärt Volker, der wie etwa 15 andere Menschen im Wald lebt. Es sind nicht nur die "richtigen" Obdachlosen aus Trier zur Weihnachtsfeier eingeladen, die bei den eisigen Temperaturen nur wegen ihrer Behausungen im Wald überleben oder weil sie in Tiefgaragen übernachten. Die Gäste, 60 Männer und 20 Frauen, sind Bedürftige, die der Trierer Streetworker Raimund Ackermann fast alle persönlich kennt. Hartz IV-Empfänger beispielsweise, die in miserablen Wohnungen leben.

"Das muss zuerst in die Zeitung, wie die Wohnungen im Schankenbungert aussehen", sagt Roland, der dort wohnt. Eigentlich wollte der 43-Jährige bei dem Weihnachtsfest vor den Gästen standesamtlich heiraten. Das hat aus irgendwelchen Gründen nun doch nicht geklappt. Dennoch tanzt er ausgelassen zu der Musik und scheint glücklich über die lockere Weihnachtsfeier. "Jetzt spielen die Leute hier mal die erste Geige und feiern mit Rock und Pop, sonst haben sie auf der Straße nur mit Vorurteilen zu tun", sagt Ackermann.

Vor dem reichhaltigen Büfett mit Fleisch, Gemüse und Beilagen entsteht schnell eine Schlange, als die Leute geduldig anstehen. Sie sei wegen des warmen Essens hier, sagt eine Frau dankbar. "Das kriege ich nicht jeden Tag!" Auch sie bezieht Hartz IV und weiß, wie schnell der Abstieg kommen kann: Schulden, Alkohol, Scheidung. Daher sind nicht nur Obdachlose zur Feier eingeladen. Denn die Bedürftigen bewegten sich oft in einem Kreislauf zwischen Krankenhaus, Wohnung oder Gefängnis, bis sie wieder obdachlos sind, erklärt Ackermann.

Das weißt auch ein Trierer Steuerberater, der die Feier zum zweiten Mal organisiert und nicht namentlich genannt sein will. "Ich habe Verständnis dafür und kann mir vorstellen, wie schnell man ohne soziales Netzwerk auf der Straße landet!"

Den Leuten gefällt das Fest: Sie singen zur Musik, genießen die Gemeinschaft, die Einladung. "Sie erinnern sich wohl an ihre Kindheit", meint ein Bandmitglied von Inner child. "Als wir die Stimmung hier gesehen haben, haben wir ja schon im vergangenen Jahr ohne Honorar gespielt." Genauso wie die Leiendecker Bloas, die mit vier rockigen Stücken den Leuten auf gut Trierisch einheizt.

"Kommt gut nach Hause!", wünscht Roland der Bloas nach ihrem Auftritt. "Wir brauchen euch noch im nächsten Jahr!"


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