Schweich. "Ich träume davon, meinen Kindern so einen schönen altmodischen Geburtstag auszurichten. Mit einer Schnitzeljagd durch Schweich, Eierlaufen und Sackhüpfen", erzählt Christa M., und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Doch dann ist da sofort wieder die tiefe Traurigkeit in ihren Augen. "So etwas kann ich meiner Tochter und meinen beiden Söhnen nicht bieten", sagt die 39-Jährige.

Diagnose verändert alles

Seit der Diagnose Brustkrebs vor drei Jahren und den Operationen ist nichts mehr, wie es war. Nicht für Christa M., nicht für ihren Mann, nicht für ihre sechs, zwölf und 14 Jahre alten Kinder. In ihrem "Chemo-Pass", in dem die 66 Behandlungseinheiten der Chemotherapie akribisch aufgelistet sind, ist dokumentiert, was die bescheidenen Träume platzen ließ. "Die Abstände der Behandlungen werden immer kürzer", sagt die schwer kranke Frau. Der Krebs habe gestreut, und die Nebenwirkungen von Übelkeit über taube Hände und Füße bis hin zu Wortfindungsstörungen seien kaum mehr zu ertragen. Christa M. wollte die Therapie schon mehrfach abbrechen. Doch ihrer besten Freundin und vor allem ihrer Familie, den Kindern zuliebe kämpft sie weiter. "Sie mussten so schnell erwachsen werden", sagt die Schweicherin. Dabei bräuchten die Heranwachsenden selbst jede Menge Unterstützung. "Die Ältesten werden in der Schule gemobbt. Auch wegen meiner Krankheit", sagt die Mutter. Das Schlimme: Die Lehrer hörten und schauten weg. Um die Kinder zu schützen, möchte Christa M. ihren Namen nicht in der Zeitung nennen. Nachts grübelt sie über die Grausamkeiten nach, die ihren Kindern widerfahren, oder darüber, wie die Familie Geld aufbringen kann - etwa für eine Brille für den Jüngsten. "Oder darüber, wie ich bei der Krankenkasse abgefertigt wurde, weil ich eine Haushaltshilfe beantragen wollte", zählt sie eine weitere Belastung auf. Ihre 72-jährige Mutter sei mittlerweile auch erschöpft. Sonja Storz hat vom Schicksal der Familie gehört und wollte spontan helfen. Auch bei Maria Schuh, Vorsitzende des Schweicher Vereins Nachbar in Not, traf sie auf offene Türen.
Seitdem hat sich einiges bewegt: Am 15. März geben populäre Trierer Musiker wie die Mundart-Combo Leiendecker Bloas und Daniel Bukowski mit Band ein Benefizkonzert im neuen Bürgerzentrum. Mit dabei ist auch der Schweicher Kevin Staudt, Teilnehmer der Fernseh-Talentshow "The Voice of Germany". Motto: "Music for Help".
"Der Erlös kommt ausschließlich den Kindern von Christa M. zugute", sagt Maria Schuh - für Zahnspangen, eine Brille oder eine Ferienfreizeit. Auch darüber hinaus will der Verein der krebskranken Mutter den Rücken stärken: Eine ehrenamtliche Helferin hat sich laut Schuh bereiterklärt, für die Familie einzukaufen. Mit professioneller Hilfe soll auch gegen das Mobbing in der Schule vorgegangen werden. Und mit der Krankenkasse will Maria Schuh sprechen. "Denn die Schwachen und Ahnungslosen werden leichter abgewiesen", sagt Sonja Storz.
Dass andere nun einen Teil ihrer Sorgen mittragen, zaubert für einen kurzen Moment wieder ein Lächeln in das von schwerer Krankheit gezeichnete Gesicht von Christa M. "Irre, wie sie kämpft", sagt Maria Schuh. Und der Verein kämpft nun mit ihr.

Extra

Das Benefizkonzert mit der Leiendecker Bloas, Daniel Bukowski und Band und Kevin Staudt am Freitag, 15. März, im Schweicher Bürgerzentrum beginnt um 20 Uhr. Einlass ist um 19 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf sechs und an der Abendkasse acht Euro. Die Tickets gibt es im Vorverkauf in den TV-Service-Centern Trier und Bitburg. kat