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12. November 2013

Trier startet in die lange Session

Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr ist in Trier die fünfte Jahreszeit eröffnet worden. 1500 Karnevalisten, mehr als im vergangenen Jahr, feierten ausgelassen auf dem Kornmarkt. Der Trierische Volksfreund präsentierte die Traditionsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK).

Drei närrische Chefs: Ralf III. (Geib, von links), sein Adjutant und ehemaliger Stadtprinz Olaf Hotz und der künftige Prinz Marc Umbach.

--> Trier. Sie fallen auf in ihren rot-weißen Kostümen mit prächtigem Kragen und Zylinder. Marc Umbach und Florian Lohmayer können sich in ihrer Verkleidung nicht verstecken - und das schon vor ihrer offiziellen Amtszeit als Stadtprinz und Adjutant. "Wir kommen gerade aus der Samba stunde und hatten noch keine Zeit, uns umzuziehen", erklärt der künftige Herr aller Trierer Narren. Auf seinen Vorgänger Marc I. angesprochen, der 2011 nach 23 Tagen Amtszeit seinen Job geschmissen hat, kontert der 47-Jährige: "Wir ziehen das durch."
Wir, das sind neben Lohmayer die prinzliche Hofschneiderin Christel Hontheim-Monz, Managerin Erika Müller sowie Hofdame und Kussministerin Sabina Stark. Letztere hatte ihre Bewerbung als Prinzessin zurückgezogen. Das sei ein Zeitproblem, sagt Umbach. Miriam Druckenmüller jedoch, in der Session 2012 letzte Prinzessin, hat den wirklichen Grund entdeckt: "Nach mir traut sich keine mehr!"
Doch zuerst muss einmal die Session eröffnet werden. Um 11.11 Uhr ist es so weit: Rund 1500 Menschen, angeheizt von den Zalawener Duckentcher, warten mit Spannung auf die Wiedererweckung des Narrenzepters Wuppdus - mitten in der Feierverbotszone, beschwert der sich, traditionell mit der Stimme von Helmut Leiendecker. "Wir machen an Weiberdonnerstag einen Käfig voller Narren auf dem Hauptmarkt. Dabei wollen alle in die Freiheit, wie ich aus meiner Holzkiste." Die Komödie "Ein Käfig voller Narren" sei ein gewaltiger Triumphzug gewesen, "das werden wie wiederholen", verspricht Oberbürgermeister Klaus Jensen. Dass er heute hier sei, habe er übrigens seiner Sekretärin zu verdanken. "Ich hatte mich auf morgen eingestellt", stichelt er mit Blick auf den Karnevalsauftakt, den die ATK vor zwei Jahren am 12. November gefeiert hat. Ihn nochmals zu verschieben, habe er nicht geplant, sagt ATK-Präsident Andreas Peters. "Dann hätten die mich geköpft."
So sind die Narren gut gelaunt, schunkeln in den Pausen zur Musik aus der Konserve. "Wir sind jedes Jahr hier und jedes Jahr in einem anderen Kostüm", sagt Claudia Simon (56), die wie Susanne Seiwert in einem extravaganten grünen Kostüm glänzt. Er wolle an Karneval seine Leute von früher treffen, erzählt Max Haacke (78), der seit 48 Jahren in der KG Trier-Süd ist. "Wir kommen schon seit zehn, 15 Jahren am 11.11. und an Weiberdonnerstag nach Trier", sagt Anita Klein (62) aus Beuren-Prosterath im Hochwald und schunkelt mit ihren Freundinnen weiter.
Derweil verkünden Jensen und Leiendecker auf Hoch- und Tiefdeutsch, wie Peters es nennt, die elf närrischen Gebote. "Teilt eure Finanzen ein, die Narrenzeit ist lang", warnt das Stadtoberhaupt - er selbst weiß angesichts klammer Kassen ein Lied davon zu singen. Leiendeckers Konter erfreut die Narrenschar: "... es naht die frohe Kunde, d\'n Andy (Peters) schmeißt en Kornmarktrunde!" "Da sind wir dabei", ruft es aus der Menge. Aber so ganz versteht Helm wohl kein Hochdeutsch. Sonst hätte er auf die Warnung "beherzige die Weisheiten deiner närrischen Ahnen und Urahnen" des OB nicht geantwortet: "Es hilft bei Kälte zum Erbarmen, en Onnerbox met langen Armen." Doch er versteht Humor, wie Gesetz 11 zeigt: "Neist duut gesönder maachen, wie sich öfders krank ze laachen."
Einer jedoch steht mit etwas Wehmut auf der Bühne: der scheidende Stadtprinz Ralf III. (Geib). "Er liegt in den letzten Zügen", witzelt Peters, gibt jedoch zu: "Ich habe noch nie so viel gelacht wie mit dir." Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, denn er gibt seinem Nachfolger mit: "Ich hoffe, du hast so viel Spaß wie ich." Er werde es versuchen als Quereinsteiger, sagt Umbach. Peters spricht ihm Mut zu: "Du hast viel Zeit, wir haben eine lange Session." Die beginnt offiziell mit der Inthronisation am 18. Januar in der Europahalle und endet am 5. März.
Dass die Narren den Karnevalsauftakt trockenen Fußes und Kopfes feiern können, haben sie übrigens der Leiendecker-Bloas zu verdanken: "Das liegt daran, dass wir gestern den ganzen Tag das Lied vom Petrus auf der Mariensäule gesungen haben." Und während in der Fußgängerzone schon die Weihnachtsbeleuchtung angebracht wird, feiern die Narren auf dem Kornmarkt mit Musik der Bloas und der Band Fun 2.0 bis in den Nachmittag hinein.

 


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